Da oben, da leuchten die Sterne, da unten, da leuchten wir

Der Vorsitzende der Linkspartei NRW, Rüdiger Sagel, eröffnet mit seiner Kritik an christlichen Feiern in Schulen und Kindergärten eine Debatte über die Aufgabe von der öffentlichen Hand betriebener oder finanzierter Einrichtungen.

Dieses Thema aber nur an Hand eines Festes aufzumachen, dürfte auf wenig Verständnis stoßen. Immerhin ist das St. Martinsfest überkonfessionell akzeptiert und steht für einen menschlichen Akt des Bischofs von Tours.
Insofern ist auch der Vorschlag eines „Sonne, Mond und Sterne-Festes“ wenig ansprechend, erinnert hinzu noch an animistische Religionen. Wenn es tatsächlich darum gehen soll, ein spezifisch christliches Fest abzuschaffen, dann sollte die Praxis dieses Tages, nicht der Name geändert werden. Wenn es darum geht, den Namen zu säkularisieren, könnte er ohne größeren Widerstand wohl in „Martin-von Tours“-Tag umbenannt werden.

Das Land NRW ist ein historisch christlich geprägtes Land. Davor war es römisch geprägt. Mittlerweile finden sich viele Religionen in ihm und Konfessionslose und AtheistInnen werden auch nicht mehr verfolgt.  Ihnen werden sogar von einigen Gesetzen gleiche Rechte wie Religiösen zugesprochen.
Nicht so von der NRW-Verfassung, die religiöse Bildungsziele, bei Gemeinschaftsschulen sogar unter dem Primat christlicher Erziehung, vorschreibt. (Artikel 7 und Artikel 12)

Wenig aussichtsreich ist es dabei, auszublenden, dass das Bundesland christlich geprägt ist. Kinder sollten auch aus einer säkularen Perspektive schon lernen, wer Martin von Tours war. Kindergärten und Schulen sollten auch den Auftrag haben, bei der Persönlichkeitsentwicklung zur Menschlichkeit zu wirken, nicht jedoch, religiöse Werte zu vermitteln.

Aber auch pädagogisch sind Heilige nahe am römischen Bildungskonzept, welches auf dem Nachspielen historischer Persönlichkeiten beruht, nicht auf der Entwicklung eigener Persönlichkeit.

Als säkulare Grüne wollen wir auch Verfassung und gesellschaftliche Praxis ändern und treten damit auch für eine Säkularisierung der Feiertagspraxis ein. Wir wollen aber auch nicht ausblenden, dass Religiöse berechtigte Anliegen ausdrücken.

Insofern sollten wir diese Debatte im Zuge einer Ersetzung des bestehenden Artikels 7 der Landesverfassung führen. Gemeinsam mit den Menschen mit und ohne Bekenntnis in NRW. Und gerne auch zusammen mit den säkularen Initiativen aus Linkspartei, SPD, Piraten und anderen Parteien.

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