Openpetition: Bülent soll mit seinen Freunden auf die Grundschule in seiner Nachbarschaft gehen dürfen

Auf openPetition findet sich aktuell eine Petition zu einem Fall beim Thema Konfessionsschulen:
https://www.openpetition.de/petition/online/buelent-soll-mit-seinen-freunden-auf-die-grundschule-in-seiner-nachbarschaft-gehen-duerfen

Am Donnerstag den 5. September 2013 erleben zahlreiche Erstklässler in NRW ihren ersten Schultag. In Paderborn weiß der 6-jährige Bülent (Name geändert) noch nicht, dass er nicht mit seinen Kindergartenfreunden auf die öffentliche Grundschule um die Ecke gehen darf, weil der Schulleiter ihm die Aufnahme verweigern will.

Wir fordern, dass er mit seinen Kindergartenfreunden auf der Grundschule in seinem Wohnviertel aufgenommen wird. Er kennt die Schule schon von Besuchen mit seinem Kindergarten. Seine große Schwester besucht sie schon seit 2 Jahren. Die Stadt Paderborn will Bülent einen Platz an einer Schule zuweisen, die 3,5 Kilometer entfernt ist und zu der er quer durch die Stadt in ein anderes Stadtviertel fahren müsste. Mit dem Bus beträgt sein Schulweg dann ca. 50 Minuten in jeder Richtung. Weil die Eltern ihn nicht jeden Tag zur Schule begleiten könnten, müsste seine Schwester ebenfalls die Schule wechseln.

Begründung:

Was ist passiert? Ein Gericht hat am 30. August entschieden, dass die Schule die Aufnahme von Bülent verweigern darf, weil seine Familie muslimisch ist. Seine Eltern waren bei der Anmeldung nicht bereit zu unterschreiben, dass Bülent am katholischen Religionsunterricht teilnehmen muss. Sie berufen sich auf Art. 7 des Grundgesetzes, wonach die Erziehungsberechtigten das Recht haben, über die Teilnahme ihrer Kinder am Religionsunterricht zu bestimmen. Bülents Schwester besucht den Religionsunterricht übrigens nicht, ebenso wie viele andere Kinder an dieser Schule, die nicht katholisch sind, denn die Schule hat ihre jahrelange liberale Aufnahmepraxis erst letztes Jahr verschärft.

Tatsächlich ist die Schule eine katholische Bekenntnisschule, aber das sind die meisten städtischen Grundschulen in Paderborn, nämlich 15 von 23. Von Bülents Wohnung aus gesehen sind die sechs nächstgelegen Grundschulen Bekenntnisschulen. Und an dieser Schule sind gerade einmal 42% der Schülerinnen und Schüler katholisch. Wenn alle nichtkatholischen Kinder in Paderborn auf Gemeinschaftsgrundschulen gehen würden, wären diese hoffnungslos überfüllt, die Hälfte der katholischen Schulen müsste dagegen geschlossen werden. Auch die 15 Bekenntnisschulen sind übrigens vollständig (!) öffentlich finanziert, die Kirchen müssen keinen Cent dazu beitragen. Diese Schulart, die öffentliche Bekenntnisschule, gibt es nur noch in NRW und Teilen Niedersachsens.

Weitere Informationen unter www.kurzebeinekurzewege.de

Für alle derzeit im Bundestag vertretenen Parteien steht übrigens außer Frage: “Alle Kinder sollen ungeachtet ihres kulturellen Hintergrundes gemeinsam unterrichtet werden.”

Im Wahl-o-mat zur Bundestagswahl beziehen die demokratischen Parteien eindeutig Stellung: „Das Miteinander ist Voraussetzung einer offenen und toleranten Gesellschaft” (FDP) und „Gemeinsamer Unterricht ist ein wichtiges Element unserer Integrationspolitik. Kinder sollen ungeachtet ihrer Herkunft gefördert werden” (CDU). Die Grünen betonen: “Wir wollen keine Sonderung der SchülerInnen nach Sozialstatus, Herkunft der Eltern, Religion oder anderen Merkmalen.”

Wir meinen: Die derzeitige Praxis einer Trennung von Kindern nach ihrer Religion an öffentlichen Grundschulen in NRW ist angesichts der gesellschaftlichen Realitäten nicht mit dem Grundgesetz und den politischen Zielen aller demokratischen Parteien vereinbar. Das Recht von Eltern, über die Teilnahme ihrer Kinder am Religionsunterricht zu bestimmen, ist nicht gewährleistet, wenn 1/3 aller Grundschulen Bekenntnisschulen sind.

Im Namen aller Unterzeichner/innen.

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