Die AfD und die Familie

Debattenbeitrag Werner Hager 24.02.2016

Mit der AfD ist nicht nur eine Partei deutlich konservativ der Unionsparteien in den Talkshows präsent, diese reaktiviert auch längst überwunden geglaubte Familienbilder.

Die AfD erscheint in einem seltsamen Doppelcharakter. Vermeintliche Säkularität vermischt sich mit Vorstellungen der christlichen Rechten.
Dies zeigt sich nirgendwo deutlicher als im Familienbild. Das formulierte Idealbild der Einversorger-Familie, welches als die natürliche Form menschlichen Zusammenlebens dargestellt werden soll, ist aber nichts anderes als die christliche Familie. Kinder sollen möglichst stark an ihre Eltern gebunden sein: Die Möglichkeit der Kinderbetreuung wird eingeschränkt, die Erbschaftssteuer soll abgeschafft werden. Praktisch betreibt die AfD so die stärkste Umverteilung nach Oben aller bisher antretender Parteien.

Den besonderen Zorn der AfD hat das Gender-Mainstreaming hervorgerufen. Zwar wird Chancengleichheit gefordert, jede Maßnahme,
die bestehenden Ungleichbehandlungen dann aber effektiv korrigieren könnte, wird abgelehnt. Ideologisch äußert sich dies in einer Ablehnung der „Gender-Ideologie“. Sex und eben auch Gender sind für die AfD eben „natürlich“ gegeben.

Die letztlich religiös hergeleitete Familie als Basis der Gesellschaft zu stellen, will diese mal wieder schlicht verewigen. Für einen säkularen Menschen ist Familie aber nichts „natürliches“. Kinder wachsen immer in einem Umfeld auf, haben Bezugspersonen. Zwischen
den Generationen findet auch immer ein Vermögenstransfer statt. Dies wussten übrigens schon die alten Römer und Griechen und haben über die beste Form der Polis und ihres Gemeinwesens lange gestritten.

Aber Konservatismus ist nicht alleine an christliche Vorstellungen von Institutionen gebunden. Es gibt auch konservative Säkulare. Nur die AfD gehört nicht dazu, ihre Vorstellungen sind zwar nicht klerikal, der rationale Aufbau des Gemeinwesens ist aber auch nicht ihr Ansatz. Ihre Betonung der Souveranität entstammt auch weniger den Machtstaatstheorien als dem Nationalismus.

Die christlichen Kirchen positionieren sich aktuell gegen die AfD, verkaufen sich als vermeintlich einzige universalistisch gesonneneBündnispartner*innen für eine humane Politik. Spannend wird nun, ob die verbal scharfe Ablehnung der AfD durch die christlichen Kirchen auch zu einer Abgrenzung von deren gesellschaftspolitischen Forderungen führen wird.

Auf die säkular eingestellten Menschen ist hierbei hingegen auch sozialpolitisch Verlass.

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