
Berivan Aymaz, Sprecherin Säkulare Grüne NRW
Fotografin: Carolin Frerk
Copyright: Internationaler Bund der Konfessionslosen und Atheisten (IBKA)
Sehr geehrte Damen und Herren,
Liebe Freundinnen und Freunde,
ich danke Ihnen herzlich für die Einladung und möchte diese Gelegenheit gerne nutzen, um für mehr Vernetzung und eine Neuerfindung säkularer Gesellschaftsprojekte zu sprechen.
Die „hinkende Trennung“, die bezeichnet, dass in Deutschland seit den Befreiungskriegen gegen Frankreich Thron und Altar nie getrennt, sondern sogar absichtsvoll verschränkt wurden, hat heute eine neue Bezeichnung: Die „positive Neutralität“.
Positive Neutralität bedeutet schlicht keine Neutralität, heißt, dass der Staat Religionen und Religionsgemeinschaften unterstützt, während er gleichzeitig nichtreligiöse Projekte nicht im selben Maße fördert.
Die säkulare Alternative hierzu ist nicht alleine Passivität, sondern eine aktive Neutralität, die darauf achtet, dass die Grundlagen einer derart neutralen Ordnung aufrechterhalten bleiben und insbesondere im Bildungssystem reproduziert werden.
Dieses politische Projekt braucht qualifizierte Mehrheiten. Mehrheiten wird es aber nur geben, wenn ein säkulares Projekt nicht als alleine atheistisches Projekt wahrgenommen wird.
Die Säkularen Grünen NRW sind nun seit etwas mehr als zweieinhalb Jahren aktiv. Bei der Bearbeitung unserer politischen Anliegen stießen wir auf viel Unkenntnis: Über Religion – auch die ggf. eigene – ist wenig bekannt, Religionspolitik wurde jahrelang dethematisiert, Religionskritik und Religionsablehnung können in einer Gesellschaft, die keine philosophische Bildung genießt, nur selten auseinander gehalten werden.
Mit Blick auf die Entwicklungen im Nahen Osten, in der der „Islamische Staat“ mit aller Brutalität gegen Menschen wütet, mit Blick auf Europa nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo in Paris und auf eine atheistische Veranstaltung in Kopenhagen aber auch angesichts der rassistischen Demonstrationen von Hogesa, Kögida und sonstigen Gidas, die in Deutschland gegen Flüchtlinge und Muslime hetzen, möchte ich abschließend noch einen zweiten Punkt ansprechen:
Eine säkulare Bewegung muss auch formulieren, dass sie eine Freiheitsbewegung ist und für eine Ausweitung von Freiheitsrechten inklusive der Religionsfreiheit eintritt. Ohne säkulare Alternative erleben wir ein Rollback der Verschränkung von Religion und Politik, der Moralisierung des Politischen und des Abbaus universeller Grundrechte, der Nichtanerkennung Anders- und Nichtgläubiger. Und
damit auch eine Rückkehr zur direkten Gewalt.
Redemanuskript des Grußwortes für die Die Internationale atheistische Tagung unter dem Thema „Give Peace a Chance“, 22.-24.Mai 2015 Köln, gehalten am 23.Mai 2015
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