Rheinisch Bergischer Kreis: Konfessionslos in der Schule

ist der Titel des Buches Rainer Ponitkas, der selbiges am 10. September in kleiner Runde im Grünen Treff vorstellte.
Wir hatten durchaus mit mehr TeilnehmerInnen gerechnet, immerhin hatte die Veranstaltungsankündigung zu einer recht großen facebook-Debatte geführt und wir waren mehrfach hierauf angesprochen worden. Aber ein Wahlkampf ermüdet auch die InteressentInnen.

Inhaltlich wurde es umso spannnender. Rainer Ponitka, der sich über dieses Thema dem „Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten“ (IBKA) angeschlossen hat, umriss die rechtliche Aufhängung des Religionsunterrichtes, die Rolle der Bundesländer, aber eben auch Möglichkeiten, mit und ohne Verfassungsänderungen diesen in Frage zu stellen, Alternativen wie einen Ethikunterricht einzuführen oder auch weltanschauungsfreie Schulen zu schaffen.

Ein Schwerpunkt waren weiterhin die nur in NRW (außer Lippe) und im Kreis Oldenburg in Niedersachsen existierenden staatlichen
Bekenntnisschulen, die als öffentliche Schulen ausnahmslos aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert werden.

SchulleiterInnenposten werden hier – wegen Mangels an entsprechendem Personal der entsprechenden Konfession – häufig nur temporär besetzt und auch die übrigen LehrerInnen unterliegen den Moral- und Sittenvorstellungen der Kirche. Wer sich scheidet, homosexuell ist oder ansonsten diesen Sittenvorstellungen nicht entspricht, sollte sein Leben geheim halten, sonst droht ihm oder ihr die Kündigung. Zwar können Schulen ihre Form wechseln, z.B. zur Gemeinschaftsschule, dies aktuell aber nur bei äußerst hohen Quoren.

Die Situation verschärfte sich – gerade im Grundschulbereich – durch die Abschaffung der Schulbezirke unter Schwarz-Gelb.
Unter der Argumentation, den Elternwillen durch Wahl der Schule zu stärken, wurde eine Situation geschaffen, die einerseits rassistische Praxen bei der SchülerInnenzuweisung ermöglicht, andererseits erlaubt, SchülerInnen nach Konfession vorzuselektieren.

Begründung: gerade die Schulgrenzbezirke erlaubten die Vorselektierung nur bei einem Überschuss an Anmeldungen. Ohne die Bezirke dürfen die staatlichen Bekenntnisschulen auch so ablehnen.

Damit hat nicht mehr jedes Kind das gleiche Recht auf einen kurzen Schulweg. Um dieses Thema bemüht sich die aus Bonn stammende, aber landesweit tätige Initiative „Kurze Beine, kurze Wege“.

Ein Resumée der Veranstaltung war es, die Möglichkeit zu nutzen, die Schulbezirke lokal wieder in Kraft zu setzen bzw. diese Forderung im Kommunalwahlprogramm zu verankern.
Zudem sollten die Konsequenzen der bestehenden Praxis für die SchülerInnenfahrtkosten in den Blick genommen werden.

Weiterhin wurden religiöse Privatschulen kritisiert und deren Fortbestand zumindest unter die Bedingung gestellt, dass vorher ein flächendeckendes Angebot von religionsunterrichtsfreien Schulen existieren soll.
Bisher sind alle Versuche, eine konfessionsfreie Schule zu gründen, daran gescheitert, dass eben nur nur Weltanschauungsschulen vom Staat akzeptiert werden.

Werner Hager

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